Die urkundliche Ersterwähnung der Freiheit
Die erste urkundliche Erwähnung der Freiheit ist datiert vom 13. 10. 1456.
Handcolorierte Postkarte ca. 1920
Sie stammt aus einer Klage vor dem Landgericht Ober-Ramstadt, bei der man eine Schlägerei „uff der Friiheit“ verhandelte.
Hier der Originaltext der Anklage:
„Lenhart Muller hait Peder Heynults sone verlichen geslagen, hait Peder gesadt: Due bußwicht, warum beslestu mich so mortlichen ? Und dae hait er ine nach eyns geslagen und ine sich heißen wern und er ist mit demselben uff der friiheit geslagen. Lenhart sal boissen.
Sinngemäß : Leonhard Müller hatte den jungen Peter Heynults bei einer Schlägerei offenbar übel zugerichtet und wurde dafür vom Landgericht zur Buße verurteilt. Besonders schwer wurde der Vorfall deswegen geahndet, weil er „auf der Freiheit“ stattgefunden hat.
Im Rodensteiner Land
Burg Rodenstein – Strichzeichnung von Herrn Potratz
Die Freiheit wurde im späten Mittelalter immer wieder erwähnt, vor allem auch im Zusammenhang mit den Rodensteinern, zu deren Gebiet die Freiheit damals gehörte. Urkundlich wurde das Ganze oft durch Verpfändungen bzw. Schenkungen der Rodensteiner an die Grafen von Katzenelnbogen, einem der wichtigsten Adelsgeschlechter jener Zeit – und durch geschickte Heirat verwandt mit den Rodensteinern.
22. Juli 1763 - Exercitium eines raren actus
Langholz vor der Freiheit
Ein interessantes Ereignis begab sich am 22. Juli 1763, in der Neunkirchener Kirchenchronik festgehalten als „Exercitium eines raren actus „.
Dabei trafen sich die drei Pfarrer der Kirchspiele Groß- Bieberau, Reichelsheim und Neunkirchen auf der Freiheit um einen von Alters her überlieferten Brauch wieder aufleben zu lassen.
Die Drei saßen zusammen an einem Tisch, doch jeder saß in seinem Kirchspiel. Ein Kinderchor sang gottgefällige Lieder und als Belohnung gab es Weck und Wein ( …auch für die Kinder ?).
Eigentlich hätte der Fränkisch- Crumbacher Pfarrer auch zugegen sein sollen, denn sein Kirchspiel stieß auch mit den anderen auf der Freiheit zusammen. Doch jener hatte tags zuvor geheiratet und war wohl „unpäßlich“, so daß es bei „nur“ drei Pfarrern an einem Tisch blieb.
1903 - Johann Peter Krichbaum kauft das Anwesen ``Zur Freiheit``
Johann-Peter Krichbaum
Im Jahre 1903 kaufte dann unser Urgroßvater Johann Peter Krichbaum zusammen mit seiner Frau Bärbel das Anwesen und wurde somit der erste Freiheits-Wirt der Familie.
Damals stand vor dem Haus noch das Backhaus des Ortes, weshalb er im Ort der „Bäckersch Hann-Peter“ gerufen wurde.
Schon kurze Zeit nach dem Kauf wurden weitere Investitionen getätigt, das Haus aufgestockt, Obstbäume gepflanzt und Schweine, Hühner und Kühe angeschafft.
Servieren konnte man ja schließlich nur, was man selbst hergestellt hatte – also Hausmacher Wurst, gebackene Eier oder Apfelwein.
Nur das Bier wurde von der Brauerei Hotz in Fränkisch-Crumbach zugekauft.
1936 - Der erste Katzenmeier übernimmt die Freiheit
Familie Katzenmeier – v.l.n.r.: Elfriede, Margarethe, Reinhold, Opa Johann-Peter Krichbaum und Heinrich mit Heinrich junior auf dem Arm
Schlossermeister Heinrich Katzenmeier übernimmt im Jahre 1936 das Gasthaus zur Freiheit von seinem Schwiegervater Johann-Peter Krichbaum. Das junge Ehepaar Heinrich „Heiner“ und Margarethe „Gretsche“ feiert im gleichen Jahr die Geburt ihres zweiten Kindes, Reinhold.
Leider wird die junge Familie sehr bald durch den Beginn des Krieges auseinandergerissen, Heiner muss an die Front, zuletzt nach Russland, von wo er 1945 nicht mehr zurückkommt. Inmitten der Kriegswirren führt „das Gretsche“ Familie und Gasthaus weiter, trotz oft sehr schwieriger Umstände, wie alte Briefe und Dokumente eindrucksvoll belegen.
Gleich nach dem Krieg , beziehungsweise nach der Währungsreform wird wieder erneuert und umgebaut, der „Saal“ wird modernisiert und Gästezimmer für die ersten Sommerfrischler werden eingerichtet.
1974 - Betriebsübergabe und Neubau
Pfingsten 1984
Reinhold Katzenmeier beim Bier zapfen
Im Jahr 1974 steht ein weiterer Generationenwechsel an – Oma Gretsche übergibt den Betrieb an ihren Sohn Reinhold und dessen Frau Helga.
Auch jetzt wieder wird sofort mit Umbau- und Erweiterungsarbeiten begonnen.
An die Stelle der alten Scheune kommt ein Anbau mit weiteren Fremdenzimmern sowie eine Werkstatt für Reinholds Kunststoffverarbeitung. Außerdem wird die komplette Gastwirtschaft erneuert und eine moderne Küche eingebaut.
Die Freiheit ist mittlerweile weithin bekannt und nicht nur an den Wochenenden gut besucht. Der Kurbetrieb in der nahen Winterkastener Eleonoren-Klinik tut ein Übriges zum wirtschaftlichen Aufschwung des Unternehmens.
1993 - Der nächste Generationenwechsel
Jürgen Katzenmeier beim Servieren knuspriger Gänse
Im Jahre 1993 ist es dann soweit – nach verschiedenen kulinarischen Stationen in Odenwald und Schwarzwald, in der Schweiz, auf dem Schiff und in den USA, sowie nach ein paar weiteren Jahren der Weltenbummelei als Flugbegleiter, übernimmt der jetzige Inhaber Jürgen Katzenmeier das Gasthaus zur Freiheit.
In alter Familientradition wird auch jetzt wieder investiert: Der Anbau einer Freiterasse und der Ausbau von Kühl- und Lagermöglichkeiten sind die beiden größten Projekte dieser Zeit.
Außerdem werden jetzt in der Küche konsequent heimische Produkte und Zutaten zur Zubereitung regionaler Gerichte verwendet.
Dies entsprach damals überhaupt nicht dem Zeitgeist, denn Internationalität wird in den meisten Küchen gepflegt, es gehörte zum guten Ton, neuseeländisches Lamm, argentinisches Rind und norwegischen Lachs zu servieren.
Aller Anfang ist bekanntlich schwer: Geeignete Lieferanten für Fisch und Fleisch zu finden, war es ganz gewiss. Doch mit der Zeit wurde die Suche belohnt und es kamen und kommen immer mehr Produkte aus unserer Region – dem hessischen Odenwald.
2006 - Der Freiheitsgarten entsteht
Der Freiheits-Garten
Die Idee war schon lange gereift, im Jahre 2006 wurde sie dann verwirklicht: Ein Restaurant im Freien, großzügig angelegt, so dass Gäste sich ungestört von Anderen unterhalten und dabei die gleichen Gerichte wie im Restaurant genießen können.
In unserem bisher ausschließlich privat genutztem Garten hinter dem Haus wurden dafür Wege und Plätze neu angelegt, der alte Schuppen zum Getränkeausschank umgebaut und eine Grillhütte errichtet.
Der Erfolg war überwältigend und stellte uns vor neue Herausforderungen, denn sämtliche Betriebsabläufe mussten neu überdacht und organisiert werden.
2008 - Die Geburtsstunde der Essigmanufaktur
Beim Äpfel keltern
Die erfolglose Suche nach einem hochwertigen Senf zur Verwendung in der Küche führte schließlich zu dem Entschluss, diesen selbst herzustellen. Da eine Hauptzutat von Senf Essig ist, musste also zuerst einmal Essig hergestellt werden. Den gab es in der Freiheit schon früher, es war einfach der sauer gewordene Apfelwein des Vorjahres.
Der war zwar manchmal richtig gut, entsprach aber dennoch in keinster Weise einem Qualitätsprodukt, das sich ja auch zur Herstellung von Senf eignen sollte. Also wurde ein sogenannter Fermenter angeschafft, in dem die Fruchtweine zu Essig vergären. Bis es aber soweit war, mussten zuerst diese Fruchtweine hergestellt werden.
Gerade der Herbst des Jahres 2008 war mit einer sehr guten Obsternte gesegnet. Dadurch hatten wir gleich im ersten Jahr ganz viele verschiedene Obstsorten in ausreichender Menge zur Verfügung. Wir bereiteten daraus unsere ersten Obstweine speziell zur Herstellung von Essig.
2014 - Erste internationale Erfolge
Preisverleihung-Mostbarkeiten
Der Tomatenessig hatte es der Jury bei der internationalen Alpen-Adria Verkostung 2014 in Sankt Paul besonders angetan: Der Nationenpreis für den besten eingereichten deutschen Essig war der Lohn und die erste öffentliche Anerkennung vor einem breiten Publikum für unsere Essige.
Im darauffolgenden Jahr konnten wir den gleichen Preis wieder mit nach Hause nehmen : Diesmal für unseren goldprämierten Spargelessig.
Bei diesen Verkostungen geht es in erster Linie darum, seine eigenen Produkte einem kritischen Fachpublikum zu präsentieren und durch die Ergebnisse eine Standortbestimmung zu erhalten. Dass wir gleich bei der ersten Veranstaltung, bei der wir teilnahmen, solche Erfolge erringen konnten, macht uns viel Freude und gibt uns den nötigen Mut, auf diesem Weg weiterzugehen.
Seither...
Kommen Sie mit uns auf einen Streifzug über unsere Obstwiesen und durch unsere Essigmanufaktur: